Some like it hot: Der Einfluss der Temperatur im Verkaufsraum und in der Serviceumgebung
Von Stefan Theißbacher
Überhöhte Temperaturen, schwüle, abgestandene Luft und unangenehme Gerüche bleiben im Verkaufsraum nicht ohne Folgen. Sie mindern nicht nur die Motivation der Mitarbeiter sondern auch die Kauflust der Konsumenten. Und wirken sich dadurch doppelt auf die Umsatzerlöse aus. Grund genug, bei der Ladengestaltung auch die sensorischen Reize im Auge zu behalten. Bau- und Arbeitsrecht definieren dabei einen Rahmen, der jedenfalls eingehalten werden muss.
Grundsätzlich gilt, dass Kunden wie Mitarbeiter frische und rasch ausgetauschte Luft und eine milde Luftfeuchtigkeit schätzen. Als besonders vorteilhalft gilt eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 50 Prozent, die in Heizperioden oft nur durch den Einsatz von Luftbefeuchtungsgeräten beibehalten werden kann. Um das Raumklima zu verbessern und auch unangenehmen Gerüchen keine Chance zu geben, können Zu- und Abluftanlagen eingesetzt werden. Auch die Zugabe von Geruchsstoffen ist dabei vorstellbar, wobei diese sehr sparsam eingesetzt werden sollten. Aber es müssen nicht immer teure Geräte sein, auch das gute alte Fenster tut hier seine Wirkung, wenn gleichzeitig darauf geachtet wird, keine Zugluft aufkommen zu lassen. Weil aber ein gewisses Maß an Bewegung in der Luft für den Wärme- und Frischlufttransport unerlässlich ist, sollte zum Wohle der Mitarbeiter und Kunden darauf geachtet werden, dass die Temperatur der bewegten Luft nicht unter der Raumtemperatur liegt und dass besonders zugempfindliche Körperteile wie Nacken und Füße von der Zugluft verschont bleiben.
Was die Raumtemperatur an sich betrifft, so werden Temperaturen von 20 bis 22 Grad im Allgemeinen als behaglich emfunden. Genauer definieren, lässt sich die ideale Temperatur aber aufgrund der Vielzahl an Faktoren, die das Wohlbefinden beeinflussen, nicht. Der Spielraum ist jedoch ohnehin begrenzt, weil es für die Temperatur in Arbeitsumgebungen verbindliche gesetzliche Regelungen gibt. So wird in Österreich im Winter eine Lufttemperatur von 22 Grad als zulässig angenommen. Im Sommer bei mittleren Außenlufttemperaturen darf die Temperatur zwischen 22 und 25 Grad betragen und bei Hitze auf bis zu 27 Grad steigen. Aus Sicht der Verkaufsraumgestaltung sollte die Raumtemperatur im Sommer an der Untergrenze und im Winter an der Obergrenze der zulässigen Raumtemperatur liegen. Dabei sollte aber darauf Rücksicht genommen werden, dass die Konsumenten vor allem im Winter warm angezogen durch die Shops schlendern. Was bei längerer Aufenthaltsdauer oder bei großer Eile dazu führt, dass ihnen zu heiß wird und sie sich schnell gestresst fühlen.
Wichtig ist es auch, die Gleichmäßigkeit der Temperatur zu gewährleisten, weil diese die thermische Behaglichkeit wesentlich beeinflusst. Größere Schwankungen können durch gute Wärmedämmung der Wände, dichte Fenster und dauernd gleichmäßiges Heizen verhindert werden. In diesem Zusammenhang darf auch die Wärme, die von der Beleuchtung ausgeht, nicht unterschätzt werden. Vor allem bei niedriger Raumhöhe oder in Umkleidekabinen kann die falsche Beleuchtung zu einer als unangenehm empfundenen Wärmeentwicklung führen.
Literatur
Bruck, Manfred/Geissler, Susanne/Lechner, Robert: Total Quality Planung und Bewertung (TQ-PB) von Gebäuden, Leitfaden, Wien, 2002
Russel, Aylott/Mitchel, Vincent-Wayne: An exploratory study of grocery shopping stressors, in: International Journals of Retail & Distribution Management, Volume 26, Number 9, 1998, S.362-373
Schenk, H.-O.: Psychologie im Handel: Entscheidungsgrundlagen für das Handelsmarketing, Oldenbourg, 2007