Design von Umkleidekabinen in Geschäften
von Elisabeth Steiner
Wer kennt das nicht: Man entdeckt etwas Schönes, möchte es probieren…und in der Umkleidekabine kommt dann das böse Erwachen – wenig schmeichelhafte Beleuchtung, enge Kabinen und schlecht schließende Türen oder Vorhänge führen dazu, dass das Produkt vom Kunden ganz anders wahrgenommen wird, als eben noch in der Auslage. Tatsache ist: Das Angebot kann noch so gut sein, wenn die Umkleidekabine nicht ansprechend gestaltet ist, kann dies zu unangenehmen Konsequenzen wie erheblichen Umsatzeinbußen führen. Was sollten Unternehmen nun bei der Gestaltung ihrer Umkleidekabinen beachten?
Zunächst einmal sollen Umkleidekabinen Kunden ein bisschen das Gefühl vermitteln, „zuhause zu sein“. Eine einladende, gemütliche Atmosphäre soll geschaffen werden. Dazu gehört, dass Wandgestaltung und Spiegel nicht einschüchtern, sondern schmeicheln. Zu diesem Zweck bieten sich beispielsweise hinterleuchtete Spiegel an, die im Optimalfall auch eine Betrachtung aus mehreren Winkeln ermöglichen.
Ein weiterer kritischer, in der Praxis oft vernachlässigter Faktor ist die Kabinenbeleuchtung. Reine Deckenbeleuchtung, wie sie häufig verwendet wird, führt zu Schatten und betont Falten. Schmeichelhafteres Licht kann durch Lichtquellen rund um den Spiegel sowie durch die Kombination mehrere Beleuchtungsquellen wie Halogenlampen, Kompaktleuchtstofflampen und anderer Leuchtkörper geschaffen werden. Nicht die Kabine, sondern der Kunde soll schließlich möglichst vorteilhaft beleuchtet werden. Optimal ist warmes, tageslichtähnliches Licht, wobei für typischerweise vorwiegend im Freien getragene Kleidungsstücke wie Bademode ein wärmeres Licht empfohlen wird als für „Indoor-Produkte“. Auch Lichtfärbung kann eingesetzt werden, so sorgt leicht rosé-farbiges Licht für einen gesunden Teint. In der Praxis ist die Wahl der optimalen Beleuchtung oft schwierig: Zum einen werden verschiedene Arten von Kleidungsstücken, die eigentlich unterschiedliche Anforderungen an die Beleuchtung stellen, in denselben Umkleidekabinen probiert (bspw. Sport- und Abendkleidung), zum anderen ist die Wahl der Beleuchtung teilweise auch Teil des Markenimage und demnach dadurch beeinflusst.
Außerdem ist wichtig zu wissen, dass das Thema Umkleidekabinen vor allem weibliche Kunden betrifft. Männer tendieren eher zu Käufen ohne vorherige Anprobe. Es ist also wesentlich, auf die besonderen Bedürfnisse weiblicher Kundschaft einzugehen. Dazu gehört, dass Frauen Umkleidekabinen häufig gemeinsam nutzen. Eine Umkleidekabine, die ausreichend Platz für mehr als eine Person bietet, ist hier von Vorteil. Es sollte allerdings auch nicht auf die Begleitung der Einkaufenden vergessen werden. Gemütliche Sitzbereiche für Partner und Kinder können, beispielsweise mit TV Screens versehen, die Wartezeiten gefühlt verkürzen und den Aufenthalt in der Umkleidekabine für Kunden weniger stressig gestalten.
Schlussendlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass „herkömmliche“ Umkleidekabinen heutzutage mit diversen technologischen Weiterentwicklungen kombiniert werden können. Moderne Weiterentwicklungen herkömmlicher Spiegel sind beispielsweise sogenannte „Magic Mirrors“, Computer, die das Gesicht des Kunden mit verschiedenen Outfits kombinieren, sodass der Kunde sich in unterschiedlichen Outfits sehen kann, ohne sie tatsächlich anzuprobieren. Eine weitere Entwicklung ist das virtuelle System „Intellifit“: Durch einen dreidimensionalen Körperscan, der nur wenige Sekunden dauert, nimmt das System Messungen von über 200 Körperstellen des Kunden vor und kann dadurch helfen, genau jene Kleidungsstücke eines Stores zu finden, die dem Kunden perfekt passen.
Quellen
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Ebster, C., & Garaus, M. (2015). Räume, die zum Kauf verführen – Store Design und Visual Merchandising. Wien: Facultas Verlags- und Buchhandels AG.
Holmes, E.; Smith, R. A. (2011): Why Are Fitting Rooms So Awful? Stores Try To Beautify Spaces, ‚Seduce‘ Shoppers to Buy More With Better Lighting, Mirrors, Design. In: Wall Street Journal (Online), 05. April 2011.
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Retail/Wholesale: In Their Latest Bag of Tricks Are Wholesale Clubs and Magic Mirrors. In: Report on Business Magazine, Vol. 3, No. 1, 129-131.