Das Potential von In-Store Coffeeshops im Buchhandel
von Isabella Wolf
Amazon, Onlineshops, E-Books und Co. sind schon seit längerer Zeit ein ernstzunehmender Gegner des stationären Buchhandels. Doch wie können Bookstores – egal, ob groß oder klein – dem Wandel der Zeit entgegen halten und wieder mehr Kundschaft anlocken? Eine bereits gängige Lösung dafür, sind In-Store Coffeeshops. Cafés in der Buchhandlung sorgen nicht nur dafür, dass potentielle Kunden angelockt werden, sondern bringen auch noch zahlreiche positiven Nebeneffekten mit.
In den letzten Jahren hat das Onlineshopping immer mehr an Bedeutung gewonnen, vor allem auch, wenn es um Bücher geht. Besonders der Onlinehändler Amazon ist mit der größte Konkurrent für den stationären Buchhandel. Durch die laufende Verfügbarkeit, die Rezessionen, die Buchempfehlungen, aber auch durch das Boomen der E-Books ist Amazon ein beliebter Ort geworden, um Bücher zu kaufen. Die Herausforderungen für den Buchhandel bestehen darin, Kunden wieder mehr in die Geschäfte zu locken und ihnen das Schmökern in den Büchern vor Ort wieder schmackhaft zu machen.
Mega-Bookstores, wie Barnes & Noble, Hugendubel oder Thalia haben schon seit Jahren eine passable Lösung gefunden, um diesen Veränderungen entgegen zu wirken: In-Store Coffeeshops.
Damit der Bookstore wieder mehr an Bedeutung gewinnt, soll er durch den Coffeeshop zu einem „dritten Ort“ werden, sozusagen zu einem „home away from home“. Das Café ist ein Ort um Freunde zu treffen, um sich die Zeit zu vertreiben, um in Büchern zu schmökern, oder aber auch um zu arbeiten. Bequeme Sitzgelegenheiten, genügend Licht und gratis W-LAN laden Konsumenten dazu ein, sich wohl zu fühlen und möglichst lange im Geschäft zu verweilen. In einem In-Store Coffeeshop wird es auch akzeptiert, wenn man nichts konsumiert und sich nur zum Spaß dort aufhält. Denn genau das soll ein Café mit sich bringen: Spaß, Zufriedenheit und Entspannung.
Potentielle Käufer sollen sich die Ruhe und die Zeit nehmen, die sie benötigen, und in den Büchern zu blättern oder zu lesen zu beginnen. Bücher sind schließlich dazu da, um gelesen zu werden und genau diese Möglichkeit haben die Konsumenten bei einer Tasse Kaffee oder einem kleinen Snack. Dadurch kann eine Bindung und ein Interesse an der Lektüre aufgebaut werden, was nicht nur zu einer längeren Verweildauer im Laden, sondern auch zu höheren Verkaufszahlen führt.
In-Store Coffeeshops bringen in vielerlei Hinsicht Vorteile für den Buchhandel mit sich. Sie sind unter anderem ein guter Schauplatz für Kulturevents. Buchpräsentationen, Lesungen, Musikabende oder Buch-Club-Treffen sind nur einige Beispiele für Events, die in einem Café stattfinden können. Durch solche Veranstaltungen werden das Interesse und die Bindung der Kunden zum Buchhandel gesteigert, und die Verkaufszahlen steigen ebenso an.
Ein weiterer Pluspunkt für die Integration eines Coffeeshops im Buchhandel ist, die Untermiete als zusätzliche Einnahmequelle für das Geschäft. Die ansteigende Mietpreisentwicklung in Ballungsgebieten, die Buchhändler zwingt, mehr Bücher auf weniger Raum zu präsentieren, wirkt sich zusätzlich negativ auf die Umsätze der Unternehmen aus. Die Gewinnspannen im Buchhandel sind durch die Buchpreisbindung gering und nur zusätzliche Produkte, wie zum Beispiel Geschenksartikel, bieten Gestaltungsspielraum für die Händler. Die vermietete Fläche für einen Coffeeshop, bietet so eine alternative und sichere Einnahmequelle für den Buchhandel.
Wichtige Tipps für die Implementierung eines guten Cafés sind:
• ein optimaler Standort im Bookstore – einladend, aber trotzdem im Fluss des Geschäfts
• ausreichend und bequeme Sitzgelegenheiten
• gute Beleuchtung
• neben Kaffee auch Tee, kalte Getränke und kleine Snacks anzubieten
• gratis W-Lan
• eventuelle Plazierung von Büchern auf Eye-Level im Kassenbereich des Cafés
Mit einem gut integrierten Café kann ein Unique Selling Proposition (USP) gegenüber der Online-Konkurrenz erreicht werden. Der Bookstore wird als Ort für Begegnungen und Ruhe angesehen, Kaffeeduft sorgt für eine wohnliche Atmosphäre, Events haben eine gute Location und die Verpachtung des Cafés bietet eine zusätzliche Einnahmequelle. Nicht nur Mega-Bookstores können von einem In-Store Coffeeshop profitieren, denn besondere Chancen bieten sich auch hier für kleine, unabhängige Buchhändler oder mittelständige Filialen, die durch ein Café noch mehr Potential aus ihrem Geschäft holen können.
Literatur
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