Augmented Reality am Point of Sale
von Isabella Wolf
Der Online-Handel entzieht den stationären Händlern immer mehr an Kundschaft. Die Produkte sind durchgehend verfügbar und werden mit umfangreicher Information dargeboten. Augmented Reality ist DIE Chance für den stationären Handel mit dem Online-Handel in härtere Konkurrenz zu treten. Die Anwendungsmöglichkeiten sind genauso vielfältig, wie die Zielgruppen, die damit angesprochen werden können.
Das Boomen des Online-Shoppings in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass Kunden auch stationär immer mehr nach digital verfügbaren Informationen verlangen. Wenn ihnen diese zusätzlichen Informationen nicht zur Verfügung gestellt werden, besteht die Gefahr, diese Kunden an die Online Konkurrenz zu verlieren. Bei der Bereitstellung von digitaler Information ist es wichtig, dass ein schneller Zugriff auf die gewünschten und relevanten Informationen und eine effiziente Darstellung gewährleistet sind.
Die Technologie, die es möglich macht spezifische digitale Information am Point of Sale (POS) bereitzustellen wird Augmented Reality (AR) genannt. Augmented Reality, auch erweiterte Realität genannt, schafft eine Verschmelzung der Umwelt des Benutzers mit digitaler Information. Mit Hilfe eines mobilen Endgeräts werden virtuelle Informationen in Form von Bildern, Videos oder Texten dargestellt, um kaufrelevante oder inspirierende Inhalte am POS dem Kunden bereitzustellen. Virtuelle Objekte werden dabei in reale Szenen eingefügt, die das reale Bild im stationären Handel ergänzen. Es entsteht somit eine Überlappung der digitalen Welt mit der Realität.
Endgeräte für AR können aus folgenden Elementen bestehen: Kamera, Display, Projektion, Trackinggerät oder Unterstützungssoftware. Als Endgerät können Smartphones, Tablets oder Wearables (z.B.: Brillen, Smart Watches, Armbänder) benutzt werden. Welche Variante man wählt, hängt vom Unternehmen und dessen Ideen und Erwartungen ab. Smartphones bieten den Vorteil, dass fast jeder Kunde eines bei sich trägt, jedoch muss für die Verwendung von AR die notwenige App installiert sein. Tablets, die am POS bereitgestellt werden, sind ein beliebtes Endgerät um AR darzustellen, da die Software vorab installiert ist, der Bildschirm größer ist und jeder Kunde darauf Zugriff hat.
Augmented Reality kann zum Beispiel für die Informationssuche genutzt werden. Im stationären Handel ist normalerweise wesentlich weniger Information zu den Produkten verfügbar, als im Online-Handel. Viele Kunden möchten am POS nicht auf die online-verfügbaren Informationen verzichten, weshalb AR dabei helfen kann mehr Information bereitzustellen. Aktuelle Informationen zu Produkten sind direkt bei dem jeweiligen Produkt abrufbar und können bei der Kaufentscheidung helfen und den Nutzen für den Kunden maximieren. Diesem können Kundenbewertungen angezeigt und ähnliche Artikel vorgeschlagen werden – so wie in Online-Shops. Dies ist vor allem bei Unternehmen, die bereits einen Online-Shop haben gut zu verknüpfen.
Da Augmented Reality Interaktivität in Echtzeit ist, kann sie auch als Verkaufsunterstützung implementiert werden. Neben Informationen können auch Support-Services angeboten werden, damit der Kunde auch zusätzlich ohne Verkaufspersonal Hilfe geboten bekommt.
Dank digitalen Simulationen kann AR dabei helfen, dem Kunden, besonders bei technischen und/oder innovativen Produkten zu zeigen, was das Produkt alles kann. So können zum Beispiel Prozesse dargestellt oder mittels „Röntgenblick“ in Produkte hineingesehen werden.
Beliebt sind auch Installationen, die es dem Kunden ermöglichen, virtuell Mode (z.B.: Gewand, Brillen, Haarfarben) anzuprobieren oder virtuell die Wohnung umzugestalten (z.B.: Wandfarbe, Einrichtung). Mittels Technologie werden die gemachten Fotos oder Videos am Smartphone verändert, um die mögliche Realität abzubilden.
Der Spaß ist neben dem Nutzen ein wichtiger Faktor von Augmented Reality. Kunden wollen nicht nur effizient Informationen erhalten, sondern auch Einfachheit und Spaß bei der Bedienung haben. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass Kunden, die Smartphones (öfter) nutzen, in AR mehr Nutzen sehen und ihr mehr Akzeptanz entgegen bringen.
Augmented Reality hat eine hohe Bedeutung für das Marketing. AR kann Produkte zusätzlich bewerben und Informationen oder Dinge im stationären Handel darstellen, die real nicht möglich wären. Das Kundenmanagement kann ebenso gezielter ausgerichtet und verbessert werden und man erhält durch AR mehr relevante Kundeninformationen. Weiters kann Dank AR die Kundenzufriedenheit erhöht werden und somit in weiterer Folge auch die Bindung und Zufriedenheit mit dem Unternehmen gesteigert werden.
Folgende positive Auswirkungen kann die Implementierung von Augmented Reality im stationären Handel bringen:
• Händler werden als innovativ gesehen
• Kosten- und Zeitersparnis
• Ansprechen einer größeren Zielgruppe
• Steigerung der Kundenzufriedenheit und in weiterer Folge auch die Zufriedenheit mit dem Unternehmen
Grundsätzlich ist auf Grund der vielfältigen Möglichkeiten, jedes Unternehmen dafür geeignet Augmented Reality einzusetzen. Es gibt jedoch für die Implementierung keine allgemeingültigen Regeln. Es ist sinnvoll, individuell für das Unternehmen eine empirische Forschung durchzuführen, um die Kundenwünsche der Zielgruppe zu identifizieren und somit den Nutzen für den Kunden zu maximieren.
Abschließend noch einige wichtige Punkte, die beachtet werden sollten. Die Privatsphäre der Kunden sollte gewahrt werden. Mittels AR werden zusätzliche Informationen über Kunden gewonnen (z.B.: Kauf- oder Stöbergewohnheiten), trotzdem sollte die Privatsphäre der Kunden geachtet werden. Weiters, sollen auch Kunden, die wenig technikaffin sind, oder auch Online-Shopping nicht mögen, sehen, welchen Vorteil die Nutzung von AR bringen kann, ohne jedoch davon bedrängt zu werden. Als letzter Punkt ist es wichtig zu sagen, dass Augmented Reality keinen anderen Kanal ablösen soll. Es soll genutzt werden um noch mehr Kunden anzusprechen und auf einem weiteren Kanal erreichen zu können. Das Stichwort heißt: Multi-Channel.
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